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Was ist denn Realität?

Heute werde ich einige prinzipielle Gedanken loswerden, die sich mit unserer Realität beschäftigen. Dabei werde ich auch sehr philosophische Fragestellungen streifen.

Ich habe bei diesen Gedankengängen gar kein spezifisches Ziel. Es geht mir darum, meine Gedanken zu sortieren und logisch miteinander zu verbinden. Dazu hilft mir das Schreiben. Mit Bezug zu meinen früheren Veröffentlichungen kann ich sagen, dass mir das Schreiben sehr hilft, meine beiden Hirnsysteme zu verknüpfen.

  • System 2 liest und lernt logische Zusammenhänge zum Thema Realität
  • System 1 fühlt, empfindet, träumt und verknüpft „intuitiv“ Themen mit anderen Themen
  • Und jetzt kommt das Schreiben – logisches Aufbereiten in System 2. Und das hilft mir meine Gedanken auch langfristig als konsistent und kohärent abzuspeichern.

Für mich schaffe ich so meine Realität. Aber fangen wir mal von vorne an.

Laut Wikipedia…

Wird Realität im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Als real wird zum einen etwas bezeichnet, das keine Illusion ist und nicht von den Wünschen oder Überzeugungen einer einzelnen Person abhängig ist. Zum anderen ist real vor allem etwas, das in Wahrheit so ist, wie es erscheint, bzw. dem bestimmte Eigenschaften „robust“ – also nicht nur in einer Hinsicht und nicht nur vorübergehend – zukommen
Wikipedia

Wahrheit wahrnehmen?

Ich kann verstehen und nachvollziehen, dass etwas keine Illusion ist und dass etwas „robust“, also von Dauer ist. Ich habe jedoch Schwierigkeiten bei der Vorstellung der Wahrnehmung, dem „Erscheinen“ und der Wahrheit. In diesem Kontext will ich weiter auf die Realität eingehen, also die Realität, die in unserem Gehirn durch Wahrnehmung entsteht. Nach meinem Verständnis ist das Konzept der Wahrnehmung ein sehr subjektives. Und Wahrheit finde ich auch schwierig, da Wahrheit von etwas immer gemessen werden muss und schon durch das Messmittel beeinflusst wird.

Ein Messmittel kann auch unser Auge sein. Ich möchte das zuerst an einem einfachen Beispiel verdeutlichen. Die Farbe Rot ist real. Aber was heißt das? Ich sehe rot und gehe davon aus, dass das keine Illusion ist und ich sehe Rot über Zeit als konstant rot. Also meine rote Jacke empfinde ich heute als rot und morgen als rot.

Und ich kann mich mit meinen Mitmenschen dazu über die Sprache austauschen. Wir sind uns einig, dass alle diese Farbe als rot wahrnehmen (außer die Farbenblinden natürlich). Wie das Rot aber in Wahrheit und in Realität aussieht, kann ich nicht sagen. Ich kann ja nur beurteilen, wie das Rot für mich in meinem Auge und in meinem Gehirn wirkt. Ich sehe das Rot ja nur aus meinem Blickwinkel und kann nicht beurteilen, wie dieses Rot für jemanden anders aussieht.

Vielleicht sieht ein anderer Mensch, ein Tier, eine Kamera, ein Sensor dieses Rot auf eine andere Weise als ich. Wir können uns verständigen auf „Beständigkeit“ der Farbe. Bestimmt können wir auch Frequenzen messen oder andere Fakten schaffen, die das Rot eindeutig beschreiben. Und dennoch bleibt meine subjektive Wahrnehmung von Rot, die ich als Realität interpretiere.

In diesem Sinne ist Realität etwas durchaus Personalisiertes und Subjektives. Wenn ich jemandem dauerhaft eine Linse implantiere, die zu einer Verschiebung der Farbwellen führt, dann wird derjenige nach einer Adaptionsphase für sich Rot neu definieren. Rot wird das sein, was alle als Rot bezeichnen und für ihn immer gleich nach Rot aussieht. Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass die Wahrnehmung der Realität durch die Wahrnehmung des Individuums beeinflusst ist und dadurch immer eine spezifische Realität ist.

Oft helfen und Werkzeuge wie Zahlen, Wörter, Bilder, um uns über unsere Wahrnehmungen auszutauschen. So können wir uns kalibrieren und haben Sicherheit, dass das Objekt der Betrachtung für mehrere „Wahrnehmer“ in sich stabil wahrgenommen wird. Wie die Realität aber eigentlich wirklich ist, lässt sich nicht direkt beantworten.

Das kann man sich in beliebig komplexen Gedankenspielen vorstellen. Farbe war ein einfaches Beispiel mit den Messmitteln „Auge“ und „Gehirn“. Stellen wir uns doch Wärme, Schmerz, Angst oder andere Wahrnehmungen, Emotionen und Empfindungen vor. All diese „Empfindungen“ entstehen in unserem Gehirn und werden dort zu unserer Realität.

Meistens ist ein sensorisches Erlebnis davor geschaltet, also ein Spüren, ein Gefühl, ein Ton, ein Bild, o.ä. und diese Empfindung wird ans Gehirn übermittelt. Oder wir denken an etwas und empfinden danach den sensorischen Impuls. Und schon sind wir wieder bei Gedankentechniken und bei der Hypnose im Speziellen. Wenn unsere subjektiv empfundene Realität in unserem Gehirn gebildet wird, dann haben wir mit den Gedankentechniken Werkzeuge an der Hand diese subjektive Realität zu verändern.

Subjektive Realität, die eigene Wahrheit

Als Beispiele lassen sich die verschiedensten Hypnosephänomene nennen, von der Realität seinen Arm oder seine Füße nicht bewegen zu können, über die subjektive Realität etwas zu vergessen oder sich etwas einzubilden bis hin zu verändertem Schmerzempfindung oder Schmerzabschaltung. Wie schon häufig erwähnt, handelt es sich in erster Linie um kurzfristige und zeitlich befristete Phänomene. Diese können aber über Wiederholung und gegenseitige Verstärkung durch Mithilfe der Systeme 1 und 2 tief in unserem Gehirn verankert werden und dadurch unsere Realität auch mittel- und langfristig wirklich verändern.

Und jetzt ein schwieriges Thema: Freiheit. Ein Konzept, dass viele von uns erstrebenswert empfinden. Und vermutlich sind wir uns alle einig, wenn wir von eingesperrt in einen kleinen Raum reden, dass dies als realer Freiheitsentzug empfunden wird. Und dennoch ist nach oberem Verständnis auch die Freiheit ein subjektiv empfundenes Gefühl. Jemand fühlt sich vielleicht durch eine versperrte Türe unfrei.

Der Nächste fühlt sich vielleicht durch den Job, den Partner, die Familie, die Kreditraten oder „das System“ um ihn herum in seiner Freiheit eingeschränkt. Und hier sehe ich eine Parallelität zum Konzept der Macht im Sinne von „Freiheit geben oder nehmen“. Ich glaube, dass wer wahrhaft frei sein will, dies nur in seinem Geiste zu vollbringen mag und nicht oder nur bedingt durch externe Einflüsse erreicht. Auch die Realität der Freiheit ist subjektiv zu betrachten.

Ich bin überzeugt davon, dass wir unsere subjektiv empfundene Realität durchaus beeinflussen können und uns so dem Ziel des „Wohlfühlens“ nähern können. Das können wir sicher tun, wenn wir wollen. Schwierig ist für mich jedoch der Gedanke bzw. die Frage, ob wir das „Wollen“ auch aktiv beeinflussen können. Aber das hatten wir ja schon mal und vielleicht widme ich dem „Wollen“ mal ein eigenes Kapitel.

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